Ja, wenn ich mich nicht gerade mit Klienten oder Freunden sonst wo treffe, lebe und arbeite ich auf diesen 10m². Und das aus freien Stücken ;)
Vor vielen Jahren hatte ich den Gedanken, es wäre doch schön, einen eigenen kleinen Lebensraum zu haben, der mit mir an die verschiedenen Orte meines Lebens geht. Im Sommer ans oder aufs Wasser - im Winter in die Berge. Und im Alter in den Garten des Pflegeheims.
Schon früh hatte ich damit begonnen, die Dinge des Alltags zu reduzieren. So habe ich alle meine Bücher samt Notizen und Anmerkungen Stück für Stück digitalisiert. Gleiches auch mit meinen ganzen CDs. Meine Auswahl an Kleidung habe ich massiv reduziert.
Erste Erfahrungen, wie es ist, auf kleinem Raum zu leben habe ich gesammelt, als ich aus einem 200m² Haus in ein 16m² Ein-Zimmer-Appartement gezogen bin. Und es hat für mich funktioniert. Man braucht zum guten Leben wesentlich weniger, als man landläufig denkt.
Und man gewinnt Zeit. Zeit, die dann neu gestaltet werden will. Manchmal eine echte Herausforderung.
Erste Grundrissentwürfe für ein Tinyhaus entstanden bereits 2016. Dann lag die Idee wieder Jahre auf Eis. Im Januar 2022 hatte ich dann die Idee für den finalen Grundriss. 10m², Platz für mich und 1-2 Gäste. Große Küchenzeile, Bad mit Dusche und WC, Waschmaschine, Couch, Essplatz und unglaublich viel Stauraum. Und das alles völlig autark und jederzeit mit dem Kran zu versetzen.
Im gleichen Zeitraum habe ich entschieden, dass ich auf dem Wasser starten will. Das ganze Haus sollte einfach in einen Rumpf gesetzt werden und damit auf den europäischen Binnengewässern unterwegs sein. Ich habe einen ersten Rumpf entworfen, berechnet und dann mit einem Unternehmen, was vorrangig kleinere Aluminiumboot baut, diskutiert. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich beim richtigen Unternehmen war. So habe ich ihnen den Auftrag für den Bau des Aluminiumkaskos gegeben. 12 Monate später war der schwimmende Teil meines Tiny-Haus-Boots fertig geschweißt. Den Anbau der beiden 13kW Elektroantrieben sowie die gesamte technische Ausstattung des Boots habe ich anschließend in Eigenleistung gemacht.
Die 12 Monate, in denen der Rumpf gebaut wurde, habe ich genutzt, um das Haus zu bauen. Die Hülle aus Holz100-Elementen hat mir eine Zimmerei geliefert. Den gesamten Innenausbau inkl. Möbelbau und die gesamte technische Ausstattung habe ich Stück für Stück alleine geplant und gebaut.
Anschließend konnte mein Häuschen auf die Reise mit dem LKW zum Rumpf gehen. Die Hochzeit, also das Verbinden von Rumpf und Haus war eine Sache von Minuten. So einfach, wie das Haus in den Rumpf gesetzt wurde, lässt es sich jederzeit wieder herausnehmen. Damit bleibt die Grundidee, das Haus an die verschiedenen Orte meines Lebens mitzunehmen weiter umsetzbar.
Die beiden Elektroantriebe sowie das Haus werden aus einer 40kWh LiFePo Batteriebank gespeist. Geladen wird über Solar bzw. über Landstrom. Beheizt wird das Haus durch eine 2kW Dieselstandheizung und einen kleinen 2kW Kanonenofen. Den 100 Liter Wassertank betanke ich entweder mit dem Schlauch von Land aus oder ich bereite das Wasser aus dem mich umgebenden Süßwasser selbst auf.
Die kleinen Kinderkrankheiten, die solch ein komplexes Projekt mit sich bringt, sind mittlerweile ausgemerzt. Und so kann ich jeden Tag aufs Neue mein Zuhause genießen.
Was würde ich rückblickend anders machen?
Ich würde mir von Anfang an den leisesten Kühlschrank einbauen, den ich auf dem Markt finde. Der, den ich zuerst eingebaut hatte, hat mir schlaflose Nächte bereitet. Ansonsten würde ich alles genau so wieder bauen. Nur Jahre früher.